Karamitsos in Schleswig
Am Sonnabend, den 23.1. 2010 fahren wir mit einigen Karateka aus Mürwik zum alljährlichen Karamitsos-Lehrgang nach Schleswig.
Insgesamt haben etwa 170 Karateka aller Graduierungen den Weg in die frostige Schleistadt gefunden.
Der Lehrgang ist wie gewohnt perfekt vom Ippon-Dojo organisiert, alle Abläufe sind reibungslos und, zumindest für uns Teilnehmende, angenehm entspannt.
Efthimios Karamitsos (7.Dan) zeigt sich bestens aufgelegt und versteht es hervorragend, selbst komplexere Inhalte auch der Unterstufe mühelos zu vermitteln.
Die erste Trainingseinheit in der Oberstufe steht ganz im Zeichen von Kihon. Karamitsos‘ Hauptaugenmerk liegt auf einfachen Grundschultechniken, die er aus verschiedenen Distanzen und in unterschiedlichen Längen ausführen lässt.
Die große (owaza) Ausführung eines Oi-Tzukis wird wie gewohnt von der Hüfte bis zur Streckung des Arms ausgeführt, benötigt dabei sehr viel Raum und kann nur auf lange Distanz ausgeführt werden.
Wird der Tzuki bereits kurz nach der Hüfte als Ura-Tzuki gestoppt, spricht man von kleiner (kowaza) Ausführung.
Wird er als Tate-Tzuki vor der vollständigen Streckung und Faustdrehung gestoppt, nutzen wir die mittlere Distanz (chuwaza).
Umgekehrt lässt Karamitsos uns schrittweise den Weg bis zum Kime-Punkt des Tzukis verkürzen – erst wie gewohnt aus der Hüfte (owaza), dann aus dem Kamae (chuwaza) und schließlich nur das letzte Stück vor der eigentlichen Streckung (kowaza).
Dieses Grundthema variiert er immer wieder neu und betont dabei mehrfach, wie wichtig das Training der kurzen Ausführung sei. Erst hier zeige sich, ob man wirklich in der Lage sei, kurzes, explosives Kime in einer Technik zu entwickeln.
Die zweite Oberstufeneinheit widmet sich ganz der Gojushiho-Dai.
Die einzelnen Elemente werden zunächst in einfachem Bunkai und dann detailliert in der Form trainiert.
Gojushiho-Dai ist mit ihren 54 Bewegungen zwar nicht die längste Shotokan-Kata, gehört aber zu den anspruchsvollsten. Die ungewohnten Ippon-Nukite- und Washide-Techniken (Adlerschnabel-Hand) erfordern volle Konzentration. Und insbesondere beim tiefen Neko-Ashi-Dachi, der in der Gojushiho-Dai insgesamt 10mal immer über das linke Bein ausgeführt wird, muss man nach einigen Wiederholungen doch gehörig die Zähne zusammenbeissen.
Am Ende waren sich alle von uns einig, dass sich der Sonnabend in Schleswig auf jeden Fall gelohnt hat.
Ein Lehrgang, bei dem neben dem intensiven Kataunterricht hervorragend an wichtigen Basiselementen gearbeitet wurde, die man auch und gerade in der Oberstufe immer wieder auffrischen sollte, ist eben deutlich mehr wert als nur einen Stempel im Ausweis.